Kommentar von Kurt Bereuter

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Ein Beitrag aus Alberschwende von Kurt Bereuter

 

In der einwohnerstärksten Bregenzerwälder Gemeinde Egg gehen die Wogen hoch, weil die Gemeinde unter Bürgermeisterin Theresia Handler ein neues Dorfzentrum realisieren will. Das Projekt mit einem neuen siebenstöckigen Gebäude – 2 davon unterirdisch für eine Tiefgarage – mitten im Zentrum und direkt an der stark befahrenen Landesstraße erregt die Gemüter. Vorgestellt wurde das Projekt am 25. Juni, Baubeginn ist für den Herbst dieses Jahres geplant! Neben der Architektur, nämlich städtisch, erregt vor allem die Kubatur und auch die Materialwahl, nämlich Massivbauweise, in einer Region, in der der Holzbau nicht nur zuhause ist, sondern in der dieser auch maßgeblich zu einer Renaissance dieser Ökobauweise geführt hat. In der „animierten“ Darstellung des Gebäudes im Zentrum fällt dann einerseits auf, dass das vor wenigen Jahren daneben in Holzbau errichtete Raiba-Gebäude minimalistisch wirkt, obwohl es gerade wegen seiner Größe damals Kritik erntete. Auffallend – und für manche ärgerlich – wirkt auch der „riesige“ Platz vor dem neuen Gebäude, den es so erstens nicht gebe, und zweitens ist der gesamte Verkehr „verschwunden“, kein LKW, kein PKW, kein Zweirad.

 

Realisiert werden soll das Projekt von der „Loco 597 Investment GmbH“, an der neben der Gemeinde Egg mit 22,5 % auch die (Gemeinde-)Sparkasse Egg mit 55 % beteiligt ist und die PRISMA Unternehmensgruppe mit 22,5 %. Präsentiert wurde dann diese Projekt von BGMin Theresia Handler, von Vorstandsdirektor Hermann Bachmann von der Egger Sparkasse und von Bernhard Ölz von der PRISMA. Wer auf dem Bild fehlt, ist jener Mann, der in allen drei Institutionen vertreten ist, Dr. Paul Sutterlüty, Rechtsanwalt in einer Gemeinschaftskanzlei in Dornbirn. Er ist nämlich Gemeindevertreter und Finanzreferent der Gemeinde Egg mit Führungsambitionen im Hintergrund, 10-%-Gesellschafter der PRISMA und Sparkassenrat der Sparkasse Egg zugleich. Also in allen drei Institutionen, die das Gebäude errichten wollen, vertreten. Zugleich befindet sich mit Reinhard Fischer ein weiterer Egger sowohl in der PRISMA, dort ist er Geschäftsführer, als auch im Sparkassenrat der Sparkasse Egg. Dass Dr. Paul Sutterlüty in der Gemeinde gerne „die Fäden zieht“ hat er schon einmal bewiesen, als sich die Gemeinde von Bürgermeister Mag. Ariel Lang trennte oder besser trennen musste. Den beiden Kontrahenten wurde ein äußerst schlechtes Verhältnis nachgesagt. Damals wurde Norbert Fink als Nachfolger gewählt, der sich dann nach schweren gesundheitlichen Problemen aus dem Amt zurückziehen musste. Ihm nachgefolgt war die heutige Bürgermeisterin Theresia Handler, die sich durchaus auch gegen Dr. Paul Sutterlüty emanzipieren will. In den Sparkassenrat wurde sie aber nicht „gewählt“, dort ist nach wie vor Alt-BGM Fink als Vorsitzender vertreten, was die Frau Bürgermeister übrigens gar nicht freue, war doch bislang diese Position dem Inhaber des Bürgermeistersessels vorbehalten. Aber dadurch sichere sich Dr. Paul Sutterlüty weitere Macht in der Gemeinde und lasse die Bürgermeisterin nicht „zu groß werden“. Und Machtbessenheit wird ihm von vielen Seiten nachgesagt. Er hat es auch schon einmal in die Liste der „Mächtigen“ in Österreich geschafft (Industriemagazin 2007, Rang 361), ist er doch neben seiner anwaltlichen Tätigkeit Aufsichtsrat der landeseigenen VKW-Illwerke-Gruppe und war Liegenschaftsvertreter der Regio Bregenzerwald beim umstrittenen Achtal-Radweg-Projekt.

 

Kritik an der Person und der Macht von Paul Sutterlüty begegnet einem oft, wenn man sich in seiner Heimatgemeinde umhört. Zum Feind möchte ihn niemand haben. Dabei ist er zwar politisch sehr gut vernetzt, aber nicht Mitglied der ÖVP. Aber wenn er in der Gemeindevertretung das Wort ergreife, dann herrsche Stille und Spannung. Dass er zumindest bisher kein hohes politisches Amt ergriffen habe, dafür gebe es sicher persönliche Gründe, und dass ihm sein Anwaltsberuf zu lieb und zu „teuer“ sei.
Die Macht habe er eh, zumindest so lange, sich niemand traut ihm die Stirn zu bieten, denn Anwalt sei er sicher einer der Besten, geben auch seine Gegner zu. Dass er schon einmal Teil einer Landtagsanfrage wegen seiner „Vernetzungen“ war, ist beim Deal des Bregenzer Seestadtareals zwischen PRISMA und VKW-Ilwerke-Gruppe nachzulesen. Dass seine Vernetzung, und damit seine Macht, in seiner Heimatgemeinde bei der Zentrumsgestaltung Thema ist und offen diskutiert wird, ist nicht zu erwarten, solange gewählte politische Mandatare und die Bürgerschaft das nicht tun. Fürchten sollte man ihn nicht, denn einerseits leben wir in einem demokratischen Rechtsstaat und zweitens, „Tue Recht und fürchte niemanden“. Eine Diskussion zu so einem gravierenden Eingriff in die Zentrumsgestaltung und die immer noch offene Verkehrslösung würde aber eine breite und zeitlich angemessene Diskussion erfordern, will man nicht die Zukunft „ohne breite Bevölkerungsbeteiligung“ aufs Spiel setzen. Ich selber konnte ihn durchaus als harten, aber fairen Diskussionspartner kennen lernen. Also, noch ist Zeit, Egg sollte sie nützen.